Bouldern mit Baby – von Köln bis Fontainebleau

Sarah über das Bouldern mit Baby

Sarah und Jan Kuster sind wohl vielen Bundesliga-Teilnehmern ein Begriff. Das sympathische Paar aus der Nähe von Köln ist seit der Saison 2017 fester Bestandteil der Boulder Bundesliga. Zum Saison Finale 2017 im Climbmax Stuttgart boulderten beide in die Top6 der 2. Liga und sind inzwischen in der 1. Liga auf Punktejagdt;  Sarah wohlgemerkt mit Unterbrechung. Nach kurzer Pause durch Schwangerschaft trifft man die junge Mutter nun wieder beim Training, zur Boulder Bundesliga oder eben in den Bouldergebieten Europas. Grund genug einmal nachzufragen: Bouldern mit Baby: Geht das überhaupt? Ein Gastbeitrag.

Kurz vorweg: ich versuche es milde auszudrücken, ich hasse unbeaufsichtigt rumlaufende, krabbelnde, schreiende Kinder – besonders in der Boulderhalle! Ok, noch mehr hasse ich die Eltern, die keine Ahnung haben und meinen, die Boulderhalle sei ein cooler Spielplatz, auf dem man das Kind abgibt. Dass aber ein Mensch der runterfällt die Wucht einer Waschmaschine mitbringt, „ach so ein Quatsch, mein Kind weiß, was es tut“ – ist klar!

»Ohne Kind hätten wir nie darüber nachgedacht eher abzureisen. Selbst mit dreifachem Bänderriss bin ich vor Ort geblieben und mit in die Gebiete gehumpelt, aber wenn es ums Kind geht, denkt man plötzlich ganz anders, verrückt.«

Wir kommen aus der Gegend, in der genau die Kölsch-Altbiergrenze verläuft. Diese biertechnisch doch sehr gespaltene Region bietet allerdings ein exorbitant großes Spektrum an Bouldertempeln, genau das was das Herz eines jeden Boulderers höher schlagen lässt. Jede Halle hat ihren eigenen Charme und man kann täglich auswählen, ob man ‚ballern‘ oder ‚tänzeln‘ gehen möchte.
Bis vor knapp eineinhalb Jahren haben wir diese Freiheit auch nahezu täglich genutzt. Meine Schwangerschaft war sehr unkompliziert und ich konnte bis zum achten Monat bouldern. Ich dachte natürlich, danach geht es weiter wie bisher. Naja, nicht wirklich, aber das böse Erwachen gab es bisher nicht, soweit greife ich schon vor.

Im August 2018 wurde unsere wunderschöne, süße, niedliche Tochter geboren. Alles war unkompliziert, die Hormone im Überfluss und ich nach drei Wochen wieder an der Boulderwand. Baby schlief im Kinderwagen, Mama und Papa konnten losziehen und trainieren. Dass ich wieder langsam anfangen musste, habe ich recht schnell gemerkt, aber es ging stetig aufwärts. Wir boulderten, wurde sie wach, habe ich gestillt und danach wurde weitergeschlafen. Man hat ihre Anwesenheit kaum mitbekommen. Im zarten Alter von 2,5 Monaten war sie das erste Mal in Fontainebleau. Kompliziert? Nein! Kleines Pop-up-Zelt mit Thermodecke drüber und darunter, dicker Anzug und schon wurde geschlafen, während wir bouldern konnten. Das war im Oktober/November 2018.

Dann kam Weihnachten wieder so plötzlich und entsprechend auch der nächste Bleau-Urlaub ab dem 2. Weihnachtstag. Sie war da schon lebhafter und wollte mehr mitbekommen. Hat trotzdem noch viel geschlafen. Nach ein paar Tagen hatte sie merkwürdige Pusteln, die wir nicht deuten konnten. Da es Silvester war, nichts mehr geöffnet hatte außer dem örtlichen Kreiskrankenhaus, (das ist vielleicht nicht unbedingt das aller-aller beste Krankenhaus) entschieden wir am nächsten Tag nach Hause zu fahren. Mit Säugling wird man doch vorsichtiger und wir fühlten uns gut damit. Ohne Kind hätten wir nie darüber nachgedacht eher abzureisen. 

»Wir sind in Fontainebleau auf dem Campingplatz. Es ist so einfach. Wir fühlen uns frei. Wir sind den ganzen Tag draußen, sie spielt im Dreck und wir können teils zusammen, teils nacheinander bouldern.«

Selbst mit dreifachem Bänderriss bin ich vor Ort geblieben und mit in die Gebiete gehumpelt, aber wenn es ums Kind geht, denkt man plötzlich ganz anders, verrückt. Der nächste Bleau-Urlaub war Ostern, mit knapp 7 Monaten. Sie setzte sich zwei Tage zuvor das erste Mal selbst hin und krabbelte los. Eine ganz andere Herausforderung, aber super, sie konnte sitzen und spielen. Das war großartig!

Doch von heute auf morgen änderte sich für zwei Tage schlagartig die Stimmung. Sie war ungenießbar, weinte viel und war mit Allem unzufrieden. Da wir mit Freunden unterwegs waren, entschuldigten wir uns alle Nase lang mit den Worten „so kennen wir sie nicht…!“ das war schon ok so, aber ich glaube innerlich nervt es jeden irgendwann mal, auch wenn sich alle echt richtig viel Mühe mit ihr gaben und auch viel mit ihr spielten. Den Tag drauf stellte sie sich auf einmal von alleine hin und sie war wieder die Alte. Merke: wenn sie mies drauf ist, kann sie ein paar Tage später was Neues. Das entspannt einen selbst. Ab da war nichts mehr sicher. An allem wurde aufgestanden und dann auch entlanggewandert. Das Krabbeln wurde schneller und der eigene Wille immer ausgeprägter. In leeren Boulderhallen und draußen kein Problem, in vollen Hallen schon eher. Wir achten jedoch sehr darauf, dass sie nicht im Ansatz das Einzugsgebiet eines Boulderers passiert. Das ist uns zu ihrer Sicherheit, aber auch zum Erhalt der guten Stimmung bei allen sehr wichtig. Es gibt genug Negativbeispiele, bei denen man selbst die Eltern ansprechen muss, wenn nicht sogar die Kinder unter Bouldernden wegreißen muss. Dafür habe ich Null Verständnis! Ich bin für mein Kind verantwortlich, da gibt es keine Kompromisse.

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Mittlerweile wechseln wir uns beim bouldern ab. Einer geht an die Wand, der Andere bespaßt das Baby oder guckt mit ihr zu. Draußen läuft es ähnlich. Aktuell befinden wir uns auf einem Elternzeit-Trip. Ein halbes Jahr in unserem Nugget durch Bouldereuropa. Wir sind in Fontainebleau auf dem Campingplatz. Es ist so einfach. Wir fühlen uns frei. Wir sind den ganzen Tag draußen, sie spielt im Dreck (am Anfang haben wir sie auf eine Decke gesetzt und versucht sie auf den 2×2 Metern festzunageln, da sie ja sonst dreckig wird. Am ersten Tag, nach 15 Minuten haben wir es aufgegeben, nachdem die ersten Tannennadeln wie Spaghetti aufgesaugt wurden und sie einmal mit durchs trinken nasser Hose durch den Dreck gekrabbelt ist. Sie sah aus wie ein Schwein, aber glücklich) und wir können teils zusammen, teils nacheinander bouldern.

Meist fange ich an, dann gibt es irgendwann Mittagessen oder ich stille nochmal zum einschlafen, dann schläft sie eine Stunde auf dem Crashpad oder im Kinderwagen. Wir haben einen sehr geländegängigen Wagen, einen Chariot Cougar 1, mit dem wir in fast jedes Gelände kommen. Manchmal muss der Wagen dann kurz getragen werden, aber das ist ok. Spielzeug rein, Kind rein und los geht’s. Und gerade im Sommer praktisch, weil man dann das ganze Wasser nicht schleppen muss. Insgesamt klingt das alles zu schön um wahr zu sein und – toi toi toi – das ist es auch! Es ist so schön zu sehen, wie sie hier laufen lernt und die Natur genießt. Stöckchen und Bälle sind ihr Liebstes, das zweite Wort war Baum. Unsere Reise setzen wir weiter fort, es geht Richtung Spanien. Auf dem Weg werden wir kleinere Gebiete wie zb Annot mitnehmen. Ziel ist, für ein paar weiter Monate, Albarracin. Bis dahin schauen wir mal, was sie so alles kann, aber wir gehen davon aus, dass es ihr ebenso gut gefallen wird wie es uns vor ein paar Jahren schon gefallen hat.

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Sarah Kuster

Chimpanzodrome

Ergebnis - :

Jan Kuster

Chimpanzodrome

Ergebnis - :
Folge 12 – Sturzangst und Flow: Der Kopf bouldert mit

Folge 12 – Sturzangst und Flow: Der Kopf bouldert mit

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