Das Geheimnis
der Japaner

Das japanische Nationalteam ist im laufenden Boulder Weltcup das Maß aller Dinge. Vor dem Saisonhöhepunkt, dem finalen Weltcup im Münchener Olympiastadion, finden sich 7 Herren und 4 Damen unter den jeweiligen Top-10 im Worldranking. Doch warum ist das so? Wir haben jemanden gefunden, der es wissen muss. Benjamin Hartmann, seines Zeichens Nationaltrainer der Japaner, lüftet für uns im Bundesliga-Talk das Geheimnis der Japaner.

Kreativ, fleißig und im Hintergrund:
Ein deutscher Nationaltrainer bei den Japanern?

Benjamin Hartmann ist heute Nationaltrainer der erfolgreichsten Bouldernation und unterstützt das Team nun schon im achten Jahr. Doch wie kam es dazu? Purer Zufall! Denn angefangen hat alles sehr ungeplant. »Während meines Studiums in Wien habe ich den damaligen Teammanager der Japaner beim Klettern kennengelernt«, erzählt uns der sympathische Schwabe. Nach seiner anfänglichen Zeit als Team Assistent stieg er schnell zum Nationaltrainer des Japanischen Boulder Teams auf und hat den Posten gemeinsam mit Takako Hoshi bis heute inne.
Im Nationalteam ist »Benny« für präzise Trainingsanalysen zuständig, weiß genau über Stärken und Schwächen jedes einzelnen Athleten bescheid.

Das Interesse daran wie Kletterleistung zustande kommt und was dazu trainingsmäßig wichtig ist, war der Startschuss zur Entwicklung des KRAFTOLIZER. Diese Trainingsplattform dient dazu eine objektive Leistungsanalyse zu bekommen um dann individuell auf das jeweilige Leistungsniveau angepasst zu trainieren und besser zu werden. Ganz nebenher ist Benjamin Hartmann mit seinem Bruder zudem der kreative Kopf hinter der Klettergriffmarke WATAAAH.

»Hand auf’s Herz: Was ist euer Geheimnis im japanischen Nationalteam?«

Klettern ist eine sehr vielschichtige Sportart. Eine solide Physis, ausgefeilte Technik/ Taktik sowie die mentale Stärke müssen dafür gut zusammenspielen. Ein Geheimnis gibt es nicht wirklich. Hinter jeder Top Leistung steht jede Menge Leidenschaft und Trainingsfleiß.

Benjamin Hartmann

Nationaltrainer Japan, Wataaah

Das soll alles sein? Wir haben nachgehakt und schließlich gibt es einige wesentliche Unterschiede in der Bouldrkultur in Japan.

Benny:»Gerade in der Jugend und am Anfang ist es wichtig an der Entwicklung einer effizienten Klettertechnik zu arbeiten und jede Menge Bewegungserfahrung zu sammeln. In Japan gibt es dafür sehr viele Möglichkeiten von klein auf Wettkampferfahrung zu sammeln (offizielle Wettkämpfe, viele lokale Wettkämpfe, große North Face Cup Serie, Red Bull Competitions, Five Ten Cup…).
Deswegen finde ich auch das Konzept der Boulder Bundesliga sehr gut da es für alle offen ist. Wer mag kann mitmachen und so ist der Einstieg in das Wettkampfklettern sehr einfach. Dazu hat man die Möglichkeit in verschiedensten Hallen, an unterschiedlichen Wänden/ Griffen zu klettern und sich den unterschiedlichen Styles der verschiedenen Routenbauern zu stellen.«

Abwechslung bringt Erfahrung, soso! Als Routenbauer hat der WATAAAH-Gründer die Bundesligisten bereits höchstpersönlich vor knifflige Aufgaben gestellt. Im vergangenen Jahr gab’s im Climbmax Stuttgart Boulder zum rätsel: DYNAMISCH oder STATISCH?
Wenn es diesen Dezember nach Stuttgart geht, steht das Saisonfinale an. Nicht ausgeschlossen, dass ”Benny“ zur Schrauber-Crew gehört.

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»Ein weiterer Punkt ist, dass es auch viele professionelle Privattrainer gibt, die oft schon ab der Jugend die Athleten betreuen. Die immense Popularität des Klettersports und die derzeitigen Erfolge der Idole aus dem eigenen Land tun Ihr Übriges und motivieren die jungen Kletterer unheimlich.
In den letzten Jahren haben es dann gleich mehrere Athleten wie beispielsweise Miho geschafft den direkten Anschluss an die Weltspitze bei den Erwachsenen zu meistern. Mittlerweile haben wir, vor allem bei den Männern, ein extrem breit aufgestelltes und extrem starkes Team. Die Erfolge der letzten Jahre und eine sehr positive Gruppendynamik innerhalb des Teams haben dazu geführt dass wir dieses Jahr die Nationenwertung deutlich anführen. Auf diesem Level sind die mentalen Aspekte nicht hoch genug einzuschätzen. Im Moment haben die Athleten durch die Erfolge ein sehr stabiles Selbstbewusstsein was sich auch in einem sehr selbstsicheren Auftreten selbst unter hohem Wettkampfdruck wiederspiegelt.«

»Wie haben sich die Anforderungen in den letzten 10 Jahren im Wettkampf verändert?«

»In den letzten Jahren ist die Weltspitze von der physischen Stärke her immer mehr zusammengerückt. Das macht es einerseits spannender für den Zuschauer, andererseits stellt es die Routenbauer vor neue Herausforderungen, da sie die Boulder/Routen so schrauben müssen, dass eben Fehler passieren und es ein Ergebnis gibt.
An der Weltspitze kann man es sich heutzutage nicht mehr leisten in einem Bereich/ Style eine markante Schwäche zu haben. Um vorne dabei zu sein, muss man überall gut und in einigen Bereichen eben besser als die Konkurrenz sein.«

»Die immer mehr zunehmende Verwendung von großen Volumen hat dazu geführt, dass durch die entstehende 3D Struktur, das Körpergefühl, die Balance, und eben besonders auch die Koordination an Bedeutung zugenommen haben. Die Routenbauer möchten ja erreichen dass die Kletterer Fehler machen. Dies versuchen sie im Wettkampf oft durch wackelige Platten oder glatte Double Texture Griffe, schwer zu lesende, komplexe Sequenzen, oder risikoreiche dynamische Bewegungen (Runner, Dynos…) zu erreichen.
Das diese Herausforderungen unter Druck, vor allem mental, alles andere als einfach für die Athleten sind versteht sich von selbst. Da hilft nur eine breite, solide technische Basis, eine stabile Physis sowie eine mentale und taktische Stärke die durch viel Erfahrung gewachsen ist.«

Das alles schafft man aber nur wenn man Spass dabei hat und seine Motivation und Leidenschaft für den Sport lange behält. Vielleicht ist das auch unser Geheimnis. Im Japanischen Nationalteam wird nicht nur schwer geklettert, sondern der Spass gehört auf jeden Fall dazu.

Benjamin Hartmann

Nationaltrainer Japan, Wataaah